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Sportartinformationen Ninjutsu

Was ist Ninjutsu?

Immer, wenn wir auf unser Hobby angesprochen werden, ernten wir ungläubige Blicke. Während die Fragenden mit Judo, Karate, Kung-Fu, Ringen, Boxen oder Ju-Jutsu etwas anfangen können, hört es beim Ninjutsu ziemlich schnell auf. Es existieren allenfalls Vorstellungen davon, dass wir vermummt und mit Schwertern, Wurfsternen und Blasrohr bewaffnet in der Gegend herumspringen. Dem ist aber (meist) nicht so. Mit den folgenden Zeilen möchten wir daher für Klarheit sorgen...

Begriffsklärung

Die geläufigen Sportarten im Bereich der körperlichen Auseinandersetzung (Budo) sowie deren Abwehr lassen sich grob untergliedern:

Kampfsport Kampfkunst
Beim Kampfsportart geht es darum, durch effektiven Technik- sowie Krafteinsatz einen sportlichen Wettkampf zu gewinnen.

Dabei sind meistens bestimmte Regeln (beispielsweise verbotene Techni­ken, Teilnahmevoraussetzungen oder Gewichtsklassen) zu beachten. So sind beispielsweise in Judo-Wettkämpfen Schläge und Tritte verboten, obwohl sie den Kampf manchmal schneller beenden bzw. entscheiden würden.
Auch in den vorgeblich kampf­ähnlichen Disziplinen (z. B. Karate-Kumite) gibt es mitunter Vorschrif­ten, wohin beispielsweise nicht geschlagen bzw. getreten werden darf.

Typische Kampfsportarten sind Judo, Ringen oder Muay Thai.
Kampfkunstart befasst sich vorrangig mit dem perfektionierten Vor­zei­gen von Techniken. Es gibt meist vorgeschriebene Bewe­gungs­abläufe (Katas), welche es vorzuführen gilt. Wer diese am ge­schick­testen und mit den wenigsten Fehlern ausführt, ist Sieger im Wett­kampf.
Eine typische Kampfkunst in Kung Fu.

Im Gegensatz zu den beiden oben genannten Bereichen ist Ninjutsu eine asiatische Kriegskunst. Es ging darum, auf den mittelalterlichen Schlachtfeldern zu überleben. Daher wird Ninjutsu auch als "Kunst (auf dem Schlachtfeld) zu überleben" bezeichnet. Ein Zusammenhang zwischen den Kampfsportarten und Kampfkunstarten lässt sich jedoch insoweit herstellen, dass man ein Gelenk oder den Gegner nur in bestimmten Weisen angreifen kann. So findet ein Hüftwurf beispielsweise in Kampfsportarten Anwendung, wird aber auch in Kampfkünsten trainiert. Von ihm gibt es aber auch eine Ninjutsu-Variante. Diese Variante allerdings verstößt gegen geltende sportliche Regeln und ist zumeist nicht schön anzusehen... Es gibt daher zu vielen Techniken aus den Kampfkunstarten und Kampfsportarten brutale Ninjutsu-Varianten. Im Ninjutsu kommt es also nicht darauf an, den Gegner unter Beachtung von Regeln zu besiegen. Auch müssen Ninjutsu-Techniken nicht besonders schön anzuschauen sein. Sie sind einfach nur effektiv! Ein Ninja hat das Ziel, den Ort einer Auseinandersetzung als Sieger zu verlassen...

Eine Sonderform stellt das Ninpo dar. Ninpo bedeutet soviel, wie die Anwendung des Ninjutsu im täglichen Leben. Ninpo stellt also das (Aus-)Leben des Ninjutsu im Alltag dar. Unsere Verbundenheit mit dem Ninpo - und damit das Bestreben, das Ninjutsu auch richtig zu leben und nicht nur auf der Matte - bringen wir mit dem Ninpo-Schriftzug im Dojo symbolisch zum Ausdruck.
Die mittelalterlichen Ninja waren von den herrschenden Fürsten gefürchtet und wurden daher von diesen streng verfolgt. In einigen Geschichsperioden war sogar jedermann das Tragen von Waffen verboten und mit der Todesstrafe belegt! Dies führte unter anderem dazu, dass man begann, sich auf Alltagsgegenstände zu konzentrieren und diese für den Kampf zu präparieren. Bekanntestes Beispiel ist wohl der Tonfa, welcher früher in abgewandelter Form primär zum Drehen von Mühlsteinen verwendet wurde. "Zweckentfremdet" war er eine sehr gute Abwehr-, Schlag-, Kletter- und Arbeitshilfe...

Im Mittelalter waren die meisten Menschen in verschiedene Stände (Kasten) eingeordnet. Diese Ordnung findet man auch heute noch in einigen Ländern vor. Daneben gab es Personen ohne Stand (z. B. Ausgestoßene), zu welchen auch die Ninja gehörten. Die Ninja selbst waren auch in drei Gruppen gegliedert: Familienoberhaupt, Verbindungsleute und "Arbeiter".

Die Fürsten bedienten sich zumeist ihrer Samurai, um Kriege gegen andere Fürsten (und natürlich die Ninja) zu führen. Wenn eine Mission jedoch nicht durch Samurai erledigt werden konnte, ließen sie diese Aufträge durch die eigentlich geächteten Ninja ausführen. Dazu suchten sie (meist über die Verbindungsleute) das Familienoberhaupt um Übernahme des Auftrages. Dies war beispielsweise der Fall, wenn es darum ging, einen befreundeten Fürst zu beseitigen. Der offene Einsatz der eigenen Samurai wäre hier eine offensichtliche Kriegserklärung gewesen. Wenn jedoch Ninja diesen Einsatz durchführten, gab es keine Spuren zum Auftragsgeber. Der übernommene Auftrag wurde anschließend von den Verbindungsleuten koordiniert und den "Arbeitern" übertragen.

Es gab im Mittelalter über 100 verschiedene Schulen des Ninjutsu in Japan aber auch Teilen von China. Diese lassen sich grob in reine Ninjutsu- und Samurai-/Ronin-Schulen unterscheiden. Letztere wurden durch herrenlose Samurai beeinflusst - also solche, welche ihren Fürst schuldlos (z. B. Krankheit) verloren hatten. In diesen Schulen spielte der Schwertkampf eine größere Rolle, als in anderen.

Kurzer geschichtlicher Abriss

Heute wird das Ninjutsu offiziell nur noch von drei bekannten Hauptschulen (Dojos) angeboten: Bujinkan, Genbukan und Jinenkan. Während das Gen­bukan (Großmeister Tanemura Shoto) sowie Jinenkan (Großmeister Fumio Manaka Unsui) heutzutage eher ein Nischendasein fristen, kann das Bujinkan (Großmeister Masaaki Hatsumi) viele tausende Mitglieder weltweit vorweisen.
Es gibt aber Unstimmigkeiten bzw. Übereinkünfte zwischen diesen drei Großmeistern z. B. dahingehend, wer welche Schule von wem übertra­gen be­kommen hat. Dies sorgt unter anderem dafür, dass bestimmte Schulen bzw. Techniken nicht gelehrt werden. Je nach Region kann man aber noch auf kleinere Schulen treffen, welche den vorgenannten Hauptschulen nicht unterstehen.

Wie bereits erwähnt dominiert Großmeister Masaaki Hatsumi mit seinem Bujinkan. Es haben sich nationale und auch regionale Organisatio­nen ge­bildet, wo unter seinem Namen trainiert werden kann. Im Bujinkan sind sechs Ninja- und drei Samurai-Schulen vereinigt.